CTC - communities that care

Grüne Liste Prävention –
die Empfehlungsliste evaluierter Präventionsprogramme

In Deutschland existiert eine Fülle von Programmen, die zum Ziel haben, der Gewalt, der Kriminalität, dem Suchtverhalten und anderen Problemverhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen vorzubeugen. Diese Programme sind in Bereichen wie der Eltern- und Familienbildung, der Kompetenzförderung bei Kindern und Jugendlichen, in der Kindertagesstätte und der Schule oder im sozialen Umfeld der Nachbarschaft angesiedelt. Im internationalen Vergleich liegen in Deutschland aber nur wenige hochwertige Evaluationsstudien vor, die zeigen, welche Programme tatsächlich wirksam sind.

Trotz dieses Defizites an Evaluationsforschung können die in Deutschland angebotenen Präventionsprogramme nach der Güte ihrer Wirkungsüberprüfung und ihrer Konzeptqualität unterschieden werden. Die vorliegende Datenbank "Grüne Liste Prävention" bietet auf der Basis nachvollziehbarer Kriterien einen Überblick über empfehlenswerte Präventionsansätze in den Bereichen Familie, Schule, Kinder/Jugendliche und Nachbarschaft: Welche Programme können mit Aussicht auf Erfolg wo, wann und wie eingesetzt werden, um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen? Auf welche Weise beugen diese Programme der Entstehung oder der Verfestigung von Problemverhaltensweisen vor? Und schließlich: Was weiß man darüber, ob diese Programme funktionieren und zu welchen Ergebnissen sie führen?

Die "Grüne Liste Prävention" will den Stand der Entwicklung von ausgewählten Programmansätzen möglichst genau abbilden. Daher werden die empfohlenen Präventionsprogramme noch einmal in drei Stufen bezüglich des Nachweises ihrer Wirksamkeit eingeteilt:

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Effektivität theoretisch gut begründet

In Stufe 1: „Effektivität theoretisch gut begründet“ wird ein Programm eingeordnet, dessen Konzept bestimmte Kriterien erfüllt, dessen Evaluationsstudie(n) aber noch keine Beweiskraft über die Wirksamkeit haben.
Es handelt sich z.B. um Prozessevaluationen, die allein die Qualität der Umsetzung betrachten oder um Ergebnismessungen ohne die Untersuchung von vergleichbaren Personen, die an der Maßnahme nicht teilnehmen. Ohne solche Vergleichs- oder Kontrollgruppen bleibt aber unklar, ob die Veränderungen nicht auch ohne die Maßnahme eingetreten wären.

Effektivität wahrscheinlich

In Stufe 2 „Effektivität wahrscheinlich“ wird ein Programm eingeordnet, dessen Evaluationsstudie(n) positive Ergebnisse gezeigt haben und die so angelegt sind, dass sie mehr als bloße Hinweise auf die Wirksamkeit geben.
Eine in diesem Sinne „vorläufige“ oder „schwache“ Beweiskraft haben Studien, die mit Kontrollgruppen arbeiten (dies können auch vor der Untersuchung bekannte Vergleichswerte im Sinne einer „Benchmark-Studie“ sein). Im besseren Fall ist die Zuweisung der Teilnehmer in die Kontroll- und die Interventionsgruppe(n) nach dem Zufallsprinzip durchgeführt worden (ein „Zufalls-Experiment“, bzw. ein „Randomized Controlled Trial“, kurz RCT), um zu verhindern, dass die Interventionsgruppe deshalb ausgewählt wurde, weil sie z.B. eine höhere Bereitschaft für die Mitarbeit hatte. Eine genaue Messung der Unterschiede und eine kontrollierte Verteilung der Teilnehmer auf die Vergleichs- oder Interventionsgruppe(n) (ein sogenanntes „Quasi-Experiment“) führt ebenfalls zu dieser Einstufung. Was die Studien in dieser zweiten Stufe nicht haben, ist eine Messung, ob die Effekte auch nach Abschluss der Maßnahme anhalten („follow-up“). Auch eine Kontrollgruppen-Untersuchung mit sehr wenigen Teilnehmern, die wenig Aufschluss über die Verallgemeinerbarkeit gibt, wird hier eingeordnet.

Effektivität nachgewiesen

In Stufe 3 „Effektivität nachgewiesen“ werden nur die Programme eingeordnet, deren Evaluationsstudien den höchsten Standards einer Wirksamkeitsmessung entsprechen und dementsprechend eine hinreichende bis sehr starke Beweiskraft haben.
Die vorliegenden Studien haben eine Zuweisung der Teilnehmer in die Kontroll- oder Interventionsbedingung nach dem Zufallsprinzip vorgenommen, oder es handelt es sich um gut kontrollierte „Quasi-Experimente“. Eine ausreichend große Anzahl an Interventions- und Vergleichsgruppen und Teilnehmern wurde gewählt. Eine „follow-up“ – Messung mit positiven Ergebnissen wurde mindestens 6 Monate nach dem Ende der Maßnahme durchgeführt.

Die Bewertung „Auf der Schwelle“ kommt zustande, wenn nicht alle Kriterien auf der Konzeptebene für ein theoretisch überzeugendes Modell erfüllt sind; wenn nötige Informationen zur Einstufung noch nicht vorliegen oder wenn noch überhaupt keine Evaluation vorgenommen wurde.

In der Datenbank können Präventionsprogramme gezielt nach den CTC - Risiko- und Schutzfaktoren recherchiert werden. Auf der Basis ihres Gebietsprofils können CTC-Standorte hier passgenaue Handlungsansätze finden, welche die priorisierten Risikofaktoren senken oder niedrige Schutzfaktoren stärken können.

Die Datenbank "Grüne Liste Prävention" erlaubt darüber hinaus auch eine gezielte Suche entlang von Kriterien wie z.B. den von den Programmen angegangenen Problemverhalten, dem Alter der Zielgruppe, oder den Einsatzbereich (Institution), um eine Weitentwicklung von örtlichen Angebotsstrukturen zu befördern.

Zur Durchführung von Programmbewertungen kooperiert der Landespräventionsrat mit dem "Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung" der Medizinischen Hochschule Hannover.

Die Einstufungen der Programme sind zwischen LPR Niedersachsen und MHH einvernehmlich auf der Basis der vorliegenden Informationen getroffen worden. Kommentare der Programmträger, bzw. -Verantwortlichen  zu den Datenbankeinträgen werden von diesen eingeholt und bei den Einträgen veröffentlicht.  

Bei der Fülle der Angebote auf dem Präventionsmarkt ist es gut möglich, dass in dieser Datenbank noch das eine oder andere Programm fehlt, weil es übersehen oder neuerdings
(weiter-)entwickelt wurde. Unter „ein Programm vorschlagen“ können entsprechende Hinweise gegeben werden. Der LPR Niedersachsen wird eine zeitnahe Rückmeldung geben.

 

Beirat „Grüne Liste Prävention“

Als beratendes Gremium und zur kritischen Begleitung der methodischen und inhaltlichen Weiterentwicklung der Grünen Liste Prävention sowie aufgrund der vermehrten Anwendung der Grünen Liste als Entscheidungshilfe in der Praxis ist ein Beirat etabliert worden. Die konstituierende Sitzung des Beirats hat am 29.02.2024 stattgefunden.

Beiratsmitglieder sind: Thomas Altgeld (Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen), Prof. Dr. Andreas Beelmann (Friedrich-Schiller-Universität Jena), Dr. Malte Bödeker (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), Prof. Dr. Anneke Bühler (Hochschule Kempten), Prof. Dr. Kevin Dadaczynski (Hochschule Fulda), Prof. Dr. Freia De Bock (Universitätsklinikum Düsseldorf), Prof. Raimund Geene (Berlin School of Public Health), Prof. em. Dr. Axel Haverich (Medizinische Hochschule Hannover), Thomas Held (AOK Niedersachsen), Dörte Hennemann (Deutsche Gesellschaft für Ernährung Niedersachsen), Prof. Dr. Dr. Christine Joisten (Deutsche Sporthochschule Köln), Dr. Susanne Jordan (Robert-Koch-Institut). Prof. Dr. Heinz Kindler (Deutsches Jugendinstitut); Anna Koch (Arbeitsgemeinschaft der Jugendämter der Länder Niedersachsen und Bremen), Christine Liermann/ Frederick Tetzlaff (Deutsches Forum für Kriminalprävention), Theresa Louis (Verband der Privaten Krankenversicherung), Dr. Anke Oepping (Bundeszentrum für Ernährung/ Nationaler Aktionsplan IN FORM), Prof. em. Dr. Bernt-Peter Robra (Otto von Guericke Universität Magdeburg), Dr. Maike Sauerhering/ Michaela Kruse (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung), Prof. Dr. Dagmar Starke (Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen), Prof. Dr. Felicitas Thiel (Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz), Maximilian von Heyden (FINDER Akademie), Prof. Dr. Hajo Zeeb (Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie; BIPS), Dr. Kai Zentara (Deutscher Landkreistag Nordrhein-Westfalen)

 

Zusätzliche Informationen

Hier finden Sie mehr Informationen über die Eigenschaften von wirksamen Präventionsprogrammen:

Leitlinien für effektive Präventionsprogramme
 

Die Evidenzlage zur Verhältnisprävention haben wir - am Beispiel der Alkoholprävention - hier dargestellt:

Grüne Liste - Verhältnisprävention

 

Was wissen wir über unwirksame und schädliche Präventionsmaßnahmen? Wir haben einige zentrale Informationen in einer Musterpräsentation zusammengestellt:

Brauchen wir eine Rote Liste Prävention?


Der Wegweiser Grüne Liste der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) bietet in Kooperation mit dem LPR Niedersachsen weitere praxisnahe Suchmöglichkeiten für die Programme der Grünen Liste Prävention und darüber hinaus wichtige Informationen zur Bedarfsermittlung und Implementierung von Präventionsprogrammen.