Landespräventionsrat Niedersachsen
CTC - communities that care

Lubo aus dem All - 1. und 2. Klasse
Programm zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen
Effektivität wahrscheinlich

Programminformationen

Ziel

Lubo aus dem All ist ein Präventionsprogrammm zur Förderung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung und der beteiligten emotionalen Prozesse in der Schuleingangsphase.

Emotionale Kompetenzförderung:

  • Wahrnehmen, Erkennen und Verstehen von Gefühlen

  • Umgang mit Gefühlen wie z.B. Wut, Ausgeschlossen sein, Frust

  • angemessenes Verhalten in emotional belastenden Situationen

Soziale Kompetenzförderung:

  • Angemessene Problemlösestrategien in Konflikt- und Problemsituationen

  • Aufbau und Erhalt von Freundschaften

  • Kooperation

  • Regeln einhalten, Bedürfnisaufschub

Verbesserte Integration der bereits auffälligen Kinder in die Gesamtgruppe

Aufbau eines positiven Gruppengefühls

Zielgruppe

1. und 2. Schulklasse, universell (alle Kinder) und selektiv (Kinder unter erhöhten sozial-emotionalen und kognitiven Risiken) in der Regelgrundschule und indiziert für Kinder mit bestehendem Förderbedarf (Förderschule)

Verhalten/Verhältnis
Methode

Zum Einsatz kommen verschiedene Methoden, die unterschiedliche Lernebenen der Kinder ansprechen, wie kreatives Gestalten, Kooperations- und Bewegungsspiele, Gespräche, Musik, Rollenspiele, positives Feedback. Sinn und Zweck aller Spiele und Methoden erschließen sich für die Kinder unmittelbar aus der Rahmengeschichte um den " Außerirdischen Lubo" (Handpuppe), dessen Erlebnisse und Erzählungen die Kindergruppe zum Mitmachen und Mitspielen motivieren.

Insgesamt werden 31 Trainingseinheiten á 60 Minuten mit der gesamten Klasse zweimal wöchentlich über ca. vier Monate hinweg durchgeführt.

(1) Grundlagen: Im ersten Baustein (Stunden 1 bis 12) erarbeiten die Kinder Fertigkeiten der sozialen Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, die Voraussetzung für die Bewältigung der weiteren Trainingsinhalte sind (Schritte 1 und 2 des Modells der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung).

(2) Emotionsregulation: Im zweiten Baustein (Stunden 13 bis 17) werden intensiv die Emotionsregulationsfähigkeit und deren Verknüpfung mit sozialen Situationen gefördert. Die Kinder erhalten Gelegenheit, die Funktion von Gefühlen sowie die Notwendigkeit ihrer Regulation nachzuvollziehen und erlernen konkrete, altersgerechte Regulationsstrategien für emotional schwierige Problemsituationen.

(3) Transfer: Im dritten Baustein (Stunden 18 bis 31) üben die Kinder mit Hilfe des kindgerecht modifizierten Modells der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung ("die Problemlösungsformel") die angemessene Lösung alterstypischer, sozialer Problemsituationen. Ab Stunde 21 wird zunehmend der Transfer der erlernten Problemlösungsstrategie auf (klassen-)eigene Problemsituationen angeregt. Auf der Grundlage in den Bausteinen 1 und 2 erarbeiteten Fertigkeiten werden im dritten Baustein insbesondere die in den Schritten 3 bis 6 des Modells zugeordneten Förderziele erarbeitet und trainiert.

Es gibt 23 zusätzliche Stunden für Kinder mit erhöhtem Risiko. 

 

Außerdem verfügbar: Lubo aus dem All - Vorschulalter

sonstige Zielgruppenspezifikationen
1. und 2. Klasse. Je nach vorhandenem Risikoniveau kann die Maßnahme intensiver gestaltet werden.
Material / Instrumente
Programmbeschreibung

Hillenbrand, C., Hennemann, T., Hens, S. (2010). Lubo aus dem All! 1. & 2. Klasse. Programm zur Förderung sozial- emotionaler Kompetenzen. München: Ernst Reinhardt.
Mit Illustrationen von Frauke Breuer. DIN A4 Heft mit CD (Kopiervorlagen und Lubo-Lieder) und Materialmappe (20 farb. Bildkarten in zwei Formaten; 3 Poster, DIN A2 und Bilderbuch "Tobi tobt"). 2010. 128 Seiten. 99,-€ (Stand 2012).

Hillenbrand, C., Hennemann, T., Hens, S., Hövel, D. (2013). Lubo aus dem All! 1. & 2. Klasse. Programm zur Förderung sozialemotionaler Kompetenzen. 2. erweiterte Auflage. München: Ernst Reinhardt.

Fortbildungs-Beschreibung der Heilpädagogischen Akademie, Köln 

Ansprechpartner

Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät
Erziehungshilfe und sozial-emotionale Entwicklungsförderung
Prof. Dr. Thomas Hennemann
Tel.: 0221-4702085
E-Mail: thomas.hennemann@uni-koeln.de

Evaluation

Hövel, D., Hennemann, T., Casale, G., Hillenbrand, C. (2015): Das erweiterte LUBO-Schultraining in der Förderschule: Evaluation einer indizierten Präventionsmaßnahme in der Primarstufe der Förderschule, Empirische Sonderpädagogik, 2, 117-134.

Hennemann, T., Hillenbrand, C., Franke, S., Hens, S., Grosche, M., Pütz, K. (2012). Kinder unter erhöhten emotional-sozialen und kognitiven Risiken als Herausforderung für die Inklusion: Evaluation einer selektiven Präventionsmaßnahme in der schulischen Eingangsstufe. Empirische Sonderpädagogik, 2, 129-146.

Hennemann, T., Hillenbrand, C., Hens, S. (2011). Kompetenzförderung zur universellen Prävention von Verhaltensstörungen in der schulischen Eingangsstufe. Evaluation des kindorientierten Präventionsprogramms "Lubo aus dem All". Zeitschrift für Grundschulforschung, 4, 113-125.

 
Das Programm wurde am 13.09.2012 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 22.01.2024 geändert.

Konzept, Umsetzung und Evaluation

Konzeptqualität

Kriterien sind erfüllt.

Evaluation
Evaluationsmethode und Ergebnisse

Hövel et al. 2015:

Studie zur Wirksamkeitsüberprüfung des erweiterten Lubo-Schultrainings in der Umsetzung mit Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf in den Bereichen der emotionalen und sozialen Entwicklung und/ oder Lernen in der Förderschule. Prä-, Post- und Follow-Up-Design.
23 Förderschulen mit N=225 Kindern aus insgesamt 27 Klassen nahmen an Studie teil. Die teilnehmenden Förderschulen für emotionale und soziale Entwicklung wurden zufällig aus der Gesamtheit der Förderschulen mit diesem Schwerpunkt im Rheinland gezogen. 15 Schulen wiesen zudem noch zusätzlich die Schwerpunkte Lernen und Sprache aus. Die Schulen wurden zufällig auf eine Interventionsgruppe (n=117) und Kontrollgruppe (n=108) aufgeteilt. Der Prä-Test (t1) erfolgte ein bis zwei Wochen vor Trainingsbeginn. Die Post-Testung (t2) in beiden Untersuchungsgruppen fand ein bis zwei Wochen nach Ende der Interventionsphase statt, die sich über einen Zeitraum von 20 Wochen erstreckte. Die Follow-Up-Erhebung (t3) erfolgte drei Monate nach Abschluss der Intervention. Beim Aufbau emotional-sozialer Kompetenzen ließen sich kleine Effekte auf die kognitive Präsenz sozial-erwünschter Verhaltensweisen sowohl zum Post- als auch zum Follow-Up-Test feststellen. Bei der Problembelastung im Bereich Verhalten ließen sich in der Fremdbeurteilung durch die Lehrkräfte weder zu t2 noch zu t3 ein signifikanter Unterschied zwischen Interventionsgruppe und Kontrollgruppe nachweisen. In Bezug auf den Bereich Hyperaktivität/Aufmerksamkeit gibt es zu t2 keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Im Follow-Up lässt sich jedoch ein signifikanter Unterschied feststellen, mit einer kleinen Effektstärke. Die kognitive Problemlösekompetenz weist im Post-Test einen signifikanten Unterschied zwischen Interventionsgruppe und Kontrollgruppe auf (mittlere Effektstärke). Im Lern- und Arbeitsverhalten zeigen sich zu t2 als auch zu t3 mittlere Effekte.

 

Henneman et al. 2012:

Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahme in o.g. Stichprobe für Kinder unter erhöhten sozial-emotionalen und kognitiven Risiken. Die Auswertungen des Problemlösetests zeigen, dass die geförderten Kinder signifikant mehr sozial angemessene Verhaltensstrategien zur Lösung von sozialen Problemen und Konflikten entwickeln als die Kinder der Kontrollgruppe. Dieser positive Befund bleibt zwar sechs Monate nach Beendigung des Präventionsprogramms stabil, ist aber nicht mehr statistisch signifikant, da sich die nicht geförderten Kinder der Kontrollgruppe ebenfalls verbessern. Die Kinder der Interventionsgruppe nennen sowohl im Posttest als auch im Follow-up signifikant weniger problematische Verhaltensweisen als die Kontrollgruppe. Statistisch signifikante Unterschiede für sozial-emotionale Kompetenzen und besseres Lern- und Arbeitsverhalten ließen sich nicht nachweisen.

 

Hennemann et al. 2011:

Randomisiertes Kontrollgruppendesign mit Messwiederholung. 2 (Gruppen) x 3 (Messzeitpunkte) Experimentalgruppe (n=204) wird dazu mit einer untrainierten Kontrollgruppe (n= 254) jeweils zwei Wochen vor (Prätest), zwei Wochen nach (Posttest) und ca. 6 Monate nach Ende der Intervention (Follow-Up) verglichen.
Stichprobe: Das Lubo Schulprogrammm wurde von Nov. 2006 bis Nov. 2007 in Zusammenarbeit mit 13 zufällig ermittelten städtischen Grundschulen im Stadtgebiet Köln durchgeführt. An der Studie beteiligten sich insgesamt 458 Schülerinnen und Schüler aus 19 Klassen von 13 Kölner Grundschulen. Davon nahmen neun Klassen der Eingangsstufe mit 204 Schülerinnen und Schülern am Programm (EG) teil. Als KG nahmen insgesamt 10 Klassen mit 254 Schülerinnen und Schülern an der Untersuchung teil. Die Sozialstruktur der repräsentierten Stadtteile in der EG und der KG ist vergleichbar. Der Altersdurchschnitt lag zu Beginn der Studie bei 79 Monaten (M=6,64) mit einer Spanne von 61 bis 120 Monaten. Zwischen EG und KG bestand in Bezug auf das Alter kein signifikanter Unterschied.
Erhebungsinstrumente: Wirkungsevaluation und Überprüfung der Implementation des Programms im Schulalltag. Die Entwicklung von Kompetenzen und Verhaltensprobleme der Kinder und damit die Wirksamkeit des Förderprogramms wurden anhand von Befragungen der Kinder und Lehrkräfte (Fragebögen, Problemlösetest, Soziometrie) unmittelbar vor und nach der Durchführung des Präventionsprogramms sowie nochmals sechs Monate nach Ende der Förderung (Follow Up) erfasst. Neben der summativen Evaluation wurden auch Aspekte der formativen Evaluation erhoben. Die geförderten Kinder entwickelten signifikant mehr sozial angemessene Verhaltensstrategien zur Lösung von Problemen und Konflikten als die Kinder der Kontrollgruppe. Der positive Trend setzt sich auch sechs Monate nach Beendigung des Präventionsprogramms fort. Kinder in der EG steigerten die Anzahl sozial angemessener Problemlösungsstrategien. Dieses Ergebnis zeigte sich über die Zahl hinweg als stabil und ist signifikant. Im Prä-Follow-Up-Vergleich ist ein mittlerer Effekt nachweisbar.
Die Lehrkräfte beurteilten sowohl das Programm, insbesondere die Einführung der "Problemlöseformel", wie auch das Schülerverhalten positiv.
Nach Einschätzungen der Lehrkräfte hat das prosoziale Verhalten besonders bei den gefährdeten Kindern zugenommen. Hier zeigt sich im Prä-Follow-Up-Vergleich eine signifikante Verbesserung der Experimentalgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Sowohl im sozialen Problemlösen wie auch in Maßen des Verhaltens, der allgemeinen schulischen Kompetenz und der sozialen Akzeptanz (Soziometrie) konnten signifikant bessere Ergebnisse der Kinder der Experimentalgruppe gegenüber den Kontrollgruppenkindern nachgewiesen werden.

Evaluationsergebnisse
(überwiegend) positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
fünf Sterne, schwache Beweiskraft

Kosten und Aufwand
mit (€) gekennzeichnete Posten erfordern finanzielle Leistungen an Externe

(€) Lehrkräftefortbildung: Basisbaustein (6 Stunden, ganztägig); möglicher Vertiefungsbaustein (4 Stunden, halbtägig)  +  (€) Material

Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren
Unterstützung bei der Umsetzung

Kurzsteckbrief der Antworten des Programmanbietenden auf eine Umfrage des Landespräventionsrates Niedersachsen.


Erfahrungen mit dem Programm

Programm probiert in

u.a. städtische Grundschulen im Stadtgebiet Köln

Programm aufgenommen in anderen Datenbanken, best-practice-Listen o.ä.

Suchzugänge

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