Förderung und Erweiterung der Erziehungskompetenz von Eltern und einer guten Eltern-Kind-Beziehung. Vermeidung von Gewalt, Reduktion von Stress und Steigerung der Zufriedenheit in der Familie.
Familien
Das Gordon-Familien-Training (GFT) ist ein präventiv verhaltenstherapeutisch orientiertes Training, für den adäquaten Umgang mit Erziehungsproblemen und zur Gestaltung tragfähiger, belastbarer menschlicher Beziehungen. Es wurde 1962 von Dr. Thomas Gordon, einem amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten entwickelt und wird von ausgebildeten Trainerinnen und Trainern durchgeführt. Wissenschaftlicher Hintergrund ist der personenzentrierte Ansatz von Carl Rogers.
Es thematisiert die Auswirkungen von Strafen und unangenehmen logischen Konsequenzen, um Kindern "eine Lektion zu erteilen" und vermittelt wirksame Alternativen zu Disziplinierungs- und Bestrafungsmaßnahmen, hilft Eltern ihre Rolle mit mehr Sicherheit und Verantwortung wahrzunehmen, ein stabiles Eltern-Kind-Verhältnis aufzubauen und Kinder zu verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen. Darüber hinaus schafft es Bedingungen um Muster und Erklärungen für eigene Verhaltensweisen und wiederkehrende Stresssituationen aufzudecken, negative Verhaltensweisen zu verändern (Verhaltensmodifikation) und sie durch effektive, realistische Einstellungen und Handlungen zu ersetzen. Das Gordon-Familien-Training thematisiert zentrale Probleme der Erziehung und propagiert einen demokratischen Erziehungsstil. Es motiviert Eltern auf repressives oder dominantes Verhalten zu verzichten und eine freundschaftliche Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen, die von emotionaler Wärme, gegenseitigem Vertrauen und Einfühlungsvermögen geprägt ist.
Die Inhalte des Trainings werden in Form von Rollenspielen, Übungen, Vorträgen der Trainerin bzw. des Trainers, Gruppengesprächen, Demonstrationen, Familienübungen, Tonbandaufzeichnungen, Kleingruppenarbeit und Erfahrungsaustausch umgesetzt. Die Durchführung des Trainingsprogramms umfasst zehn dreistündige Sitzungen, vermittelt im Wesentlichen Kommunikationskompetenzen, die Eltern den Umgang mit ihren Kindern erleichtern und ist so angelegt, dass dort gemachte Lernerfahrungen in der eigenen Lebensumwelt (Familie) erprobt und umgesetzt werden. Eltern lernen "aktiv" zuzuhören, auf Signale zu achten, so zu sprechen, dass ihre Kinder sie verstehen können und relevante Kommunikationsfehler (Kommunikationssperren) zu vermeiden (z.B. Befehlen, Drohen, Schimpfen aber auch Loben, Trösten), die dem Kind das Gefühl geben, den Eltern untergeordnet zu sein. Eltern lernen ihre Bedürfnisse und Meinungen adäquat (z.B. Ich-Botschaften) mitzuteilen und durch gezielte Konfrontation das konstruktive Auseinandersetzen in heiklen Situationen. Im Zentrum des Ansatzes steht die „niederlagelose Methode der Konfliktbewältigung“, Eltern lernen Konflikte mit ihren Kindern ohne Niederlagen und Verlierer zu lösen, faire Kompromisse zu suchen, die beiden Parteien gerecht werden und diese dann auch zu ermöglichen. Das Familientraining bietet nützliche, hilfreiche Verhaltensweisen für das Zusammenleben zwischen Eltern, Kindern und Partnern an, fördert Warmherzigkeit, Liebe und Zuwendung, einen demokratischen Erziehungsstil und die gewaltfreie Lösung von Konflikten, ist aber kein Therapieprogramm sondern ein systematisch entwickeltes pädagogisches Konzept.
Neben der Förderung und Erweiterung von Erziehungskompetenzen hat sich das Trainingsprogramm auch als Prävention gegen Drogen- und Alkoholabhängigkeit, Schulschwänzen, Schulverweigerung und Verhaltensauffälligkeiten bewährt. Innerhalb des humanistischen Ansatzes hat das Gordon-Familien-Training international die größte Verbreitung gefunden.
Arbeitsbuch zum Trainingsprogramm, Spielkarten, div. Literatur
Gordon, T. (1989/2004). Familienkonferenz. Die Lösung von Konflikten zwischen Eltern und Kind, München: Heyne.
Gordon, T. (2002). Die neue Beziehungskonferenz. München: Heyne Verlag.
Gordon, T. (1998). Das Gordon-Modell, Anleitungen für ein harmonisches Leben, eine Einführung, München: Heyne.
Gordon, T. (1989). Familienkonferenz in der Praxis. Wie Konflikte mit Kindern gelöst werden München: Heyne.
Gordon, T. (1989). Die neue Familienkonferenz. Kinder erziehen ohne zu strafen. München: Heyne.
Davidson, J.S., Wood, C.D. (2004). A conflict resolution model. Theory into Practice, 43, 6-13.
Wood, C.D., Davidson, J.A. (2003). Helping families cope: A fresh look at Parent Effectiveness Training. Family Matters, 65, 28-33.
Müller, C.T., Hager, W., Heise, E. (2001). Zur Effektivität des Gordon-Eltern-Trainings (PET) - eine Meta-Evaluation. Gruppendynamik und Organisationsberatung, 32(3), 339-364.
Heekerens, H.-P. (1993). Die Wirksamkeit des Gordon-Elterntrainings. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 42, 20-25.
Cedar, R.B., Levant, R.F. (1990). A meta-analysis of the effects of Parent Effectiveness Training. American Journal of Family Therapy, 18, 373-384.
Witte, E., Andresen, R., Hesse, G. (1983). Zur Überprüfung eines Trainings nach dem Gordon-Konzept bei alleinerziehenden Personen. Gruppendynamik, 14(2), 161-172.
Kein Eingang bis zum 15.02.2012
Kriterien sind erfüllt
Müller et al. 2001:
Methodischer Ansatz der Studie ist eine Meta-Evaluation in die 15 Primärstudien (14 Studien aus dem internationalen, meist anglo-amerikanischen Raum, 1 Studie aus dem deutschsprachigen Raum; Quasi-Experiment in der Praxis ohne follow-up) mit folgenden Kriterien eingeflossen sind: publiziert, experimentelles oder quasi-experimentelles-Design, Untersuchung eines „echten“ Gordon-Familien-Trainings (GFT), mit Vergleichsgruppe (Kontroll-, Placebo- oder Wartegruppe). In den vorliegenden Studien wurden überwiegend Frauen untersucht, auch in gemischten Gruppen überwog der Frauenanteil. Eine reine Männergruppe wurde nur in einer Studie untersucht.
Die Analyse der Studien ergab folgende Befunde: Das Training hat insgesamt eine relativ hohe Trainingswirksamkeit und kann für eine Anwendung in der Praxis empfohlen werden, da sich die Wirkung mit zunehmender Zeit nach dem Training noch erhöht. Große Effekte finden sich bei den direkt trainierten Kommunikationskompetenzen (Abfrage von Wissen bezüglich der im Training vermittelten Erziehungshinweise), mittlere Effekte für die Veränderung der elterlichen Einstellungen und die Eltern-Kind-Kommunikation. Kleine Effekte für das Verhalten der Eltern und das kindliche Selbstkonzept. Keine Effekte bei der Änderung des elterlichen Selbstkonzeptes. Wirkungen auf das kindliche Verhalten, wie z.B. Wohlbefinden, psychische Gesundheit, etc. konnten nicht belegt werden. Vier Follow-up-Messungen (3= 1 Jahr, 1= 6 Monate) belegen eine gute Dauerwirkung des Trainings bezogen auf die dauerhafte Beziehungsverbesserung zwischen Eltern und Kind. Das Training kann damit nicht als Krisenintervention empfohlen werden, wohl aber als entwicklungsfördernde Maßnahme. Die beste Wirkung hatte das Gordon Training in der Altersgruppe sieben bis zwölf Jahre und einen geringen Effekt bei Kindern zwischen drei und sieben Jahren. Die Effektivität bei Kindern über zwölf ergab keine messbare Veränderung. Darüber hinaus scheint das Training besser für geschlechtshomogene Gruppen und Eltern älterer Kinder geeignet zu sein. Dieser Befund legt nahe, dass die Kommunikationsfähigkeiten der Kinder ein wichtiger Einflussfaktor für die Trainingswirksamkeit sind.
(€) Familientraining, (€) Multiplikatorenschulung, (€) Kursunterlagen
Volkshochschulen, Familienbildungsstätten, Familienbüros, Kindergärten, Beratungsstellen etc.
Keine Antwort des Programmanbietenden auf eine Umfrage des Landespräventionsrates Niedersachsen.
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